Berlin Berlin und sein regiertes Viertel


Berlin Berlin, am unwiderruflich letzten Tag schifften wir über, nicht in die, Spree. Der Lautsprecher verkündete pausenlos: ihr seid jetzt her im RegierungsVIERTEL. Eine gewisse Ähnlichkeit zu der zementierten Fernsehberichterstattung war unverkennbar.  Berlin hat seinen ihm vorgegebenen Aggregatzustand wieder erreicht

Erstmals viertelten die Besatzungsmächte die zerbombte Reichshauptstadt außer Diensten in vier Sektoren. Berlin schämte sich dessen sehr und trotzte den Siegern schließlich die Umwandlung in die Zweiteilung ab. Jahrzehntelang lebte man vermuffelt und vermauert in seinen beiden Teilen. Nun endlich hat man wieder sein Viertel, sein Regierungsviertel. Die Welt ist in Ordnung; dieses Regierungsviertel umgibt sich mit noch mehr Neubauten, Kräne wachsen in den Himmel.

Berlin war ja weder zu Kaisers noch zu des Braunauers Zeiten noch zu Besatzungszeiten, schon gar nicht heutzutage, zimperlich. „Man jibt ebent an!“ In diesem ausufernden Regierungsviertele, stelle ich mir vor, wärmen sich bescheidenerweise auch geviertelte Verorgungsempfänger auf, verzeiht mir, arbeiten dort. Zum Wohle des Volkes. Ein gar farbiges abgehobenes Völklein – bunt vermischt aus zwei völlig unterschiedlichen Zutaten.

Rote, grüne, gelbe und vor allem schwarze, durch den unerforschlichen Ratschlag ihrer Parteioberen auf sicheren Versorgungslistenplätzen die einen. Die anderen kraft hergebrachten Berufsbeamtentums. Dazu die Heerscharen grauer Schranzen; wir müssen gar Viele ordentlich füttern in diesem Viertel. Es ist ein Kiez für sich, mit eigenem sich gar großartig in das Gesamtensemble einfügenden Kindergarten für alle die Bunten da drinnen. Bestens observiert – und dem absonderten Steuerzahler.

„Spielt nicht mit den Schmuddelkindern, singt nicht ihre Lieder! Spielt nicht auf dem Hermannsplatz. Macht es wie eure Brühühüder….“ Denn auf dem Hermannsplatz könnte man sich infizieren, etwa an Gören mit Migrationshintergrund – entsetzliche Vorstellung. Denn das sind doch yabanci aus der Türkei….Türkei, Türkei ei ei ei……

Berlin Berlin hinterlässt merkwürdige Eindrücke……. Wir verabschieden uns in Raten. Heute verwarfen wir die Jannowitzbrücke als Umsteiger zum Hauptbahnhof, zu viele Treppen für dieee Alten. Alexanderplatz besser. Unsere kleine Croissanterei an der Ecke Pintschallee/Hannemannstraße, sie schläft heute schon.

Morgen in unserer kleinen Croissanterei werden wir zwei noch einmal einen dieser Britzer Backwerke in glutheißen Kaffe aus der großen Kanne tauchen und  ditschen. Ein paar schwarze Tropfen werden zurückpladdern – in die Tasse oder auf die Hose……

Peter Hockenholz am 17.04.2013

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