Stockholm im Mittsommer
Nach einigen Tagen in Närke auf nach Stockholm. Nach einigen Stunden Zugfahrt durch die interessante Landschaft aus Bäumen, roten, gelben weißen Holzhäusern, baggern uns Riesenrolltreppen aus dem Erdmittelpunkt hinauf in die Bahnhofshalle Stockholms.Das Reisegepäck klackert hinter uns, gestärkt durch ein Stockholmbahnhofsmittagsmal, oder so ähnlich durch die Metropole. Wo finden wir ein Bettchen in der Hauptstadt des gediegenen Reichtums, der zu sehen, zu fühlen, zu bestaunen ist, gerade so, dass die Zürcher Bahnhofstraße so eben heranreicht. Edles Stockholm. Eine Ordnungsbeamtin gibt im Singsang ihrer Sprache Auskunft.
Am besten, stelle ich die Gepäckroller und dich in einem Kaffeehaus ab, fülle dich mit einer großen Kaffeelatte und einer Kleinigkeit zwischen den Zähnen und schaue mich mal um. Beides hat den Verdauungsapparat fast erreicht, sie kommt mit fröhlichem Grinsen: ich habe da was. Stockholm hat eine leicht gehobene Preisgestaltung. Wir werden unsere Tage, vielmehr unsere Nächte im Graswurzelhotel Why verbringen. Mehrere hundert Zimmer liegen, stylisch hervorragend ausgestattet in der Nulleinsebene. Ruhig, originell, einfach super – und unserem Budget angepasst.
Das Frühstück ist umwerfend reichhaltig und im Preis enthalten. Sogar das große Brett mit Jamon Serrano fehlt nicht, auch sonst nichts. Wir dinieren des Morgens fürstlich. Das Slusser, das Schloss, derzeit herrenlos. SM, der König macht sich ein paar schöne Tage im gar nicht so fernen Moskau, feuert seine Untertanen an, kräftig den Ball zu treten. Noblesse obliged! Die schwedischen Arbeiter in der Ballindustrie haben erfolgreich nach dem runden Lederding und auf die Knochen der Gegner getrampelt. Habe ich mir des Abends auf dem der Glotze angesehen. Brave Schweden.
Eine erste Bootsfahrt mit der Skanegarden, das „a“ hat so einen Kringel auf dem Hirn, damit wird es zu einem offen gesprochenen O. Im Schärengarten wachsen keine Rosen, höchstens mal eine Windrose, aber es ist Mitsommerzeit. Rosenarrangements in den stoppelhaarkurz gemähten Wiesen, der Wind weht den Duft herüber.Traumhafte Anwesen.
Nachmittags erste Kontaktaufnahme zu Fuß. Auf dem Rand einer Beetanlage drei schwedische Kleiderschränke mit blauen Augen, aber sie wirken nicht blauäugig. Wir reden: ihr seid doch die Herren dieser fünf Riesenkräne, Stockholms City häutet sich. Sind wir. Fragen? Müsst ihr immer noch diese vielen Stiegen hinaufklettern? Müssen wir nicht, zieht sehr nachhaltig seinen Schnott hoch. Der Wortführer gibt den Fremden in seiner Stadt zu Protokoll: ich muss nicht klettern, wir haben inzwischen Aufzüge. Meiner ist der größte, der leistungsfähigste, der höchste Kran von Schweden. Stolz in den Blauaugen. Riesige Greifwerkzeuge.
Vor gefühlten tausend Jahren schon genossen wir Stockholms Altstadt, ihr Charme ist unverändert, ihre Eiswaffeln auch: komm, probiere uns; die Verführung, nicht nur durch die großen Eiswaffeln, ist dokumentiert durch jeweils drei zusätzliche drei Kilogramm in des Leibes Mitte. Turne bis zur Urne, wir werden versuchen, alles zu tun, sie vorher wieder los zu werden. Versprochen.
Hörst Du die U-Bahn unter unserem Zimmer? Nichts höre ich; die Ohren liegen auf dem stilgerechten Brett, das als Nachttisch dient. Ruhe im modern-sachlichen Ambiente unter den Graswurzeln. Oben toben sich die Sachverständigen in Sachen WM vor Riesenbildschirmen aus. Wir flüchten über die vielen hundert Stufen hinauf, neugierig. Ein zauberhaftes Wohnviertel um eine stattliche Kirche, vermutlich dem Glaubensabteilungsleiter Johannes des Sohnes Gottes gewidmet. Abend in Stockholm..Mittsommerabend.
Der Jamon Serrano, die gebratenen Speckstreifen, das Rosinenbrot, alle die Herrlichkeiten sind nicht zu bewältigen. Schifffahrt in eine andere Richtung, die wind- und regenabweisenden Plastikdinger sind Pflicht, herrlich, so ein schwedischer Mittsommer, sitzt man im Bauch eines breiten Bootes, dieses Mal die, hach, ich komme doch nicht mehr drauf. Stockholm hat dicken weichen Teppichboden durch seine Straßen, seine Gassen, seine Kaufhäuser und Fachgeschäfte verlegt. Nur für uns. Oder liegt es an den neuen Superschuhen. Als wennste schwebst, ich könnte die Nacht hindurch mit meiner Liebsten weiterlaufen. Arm in Arm,
Jeden Abend noch ein Natürtrübes draußen und noch an der Oberfläche genossen. Gerne mit Kissen unterm Allerwertesten und Großhirnheizung oben drüber. Mittsommerzeit in Stockholm. Als Denkender denkt man in die nahe Zukunft! Wir bestellen hiermit Abholung am Ersten Juli in Antalya Flughafen um die und die Zeit klappt das wie üblich bei den Siebenvierundzwanzigern? Nö. Der 01.07. ist nämlich heute. Herz und Zeit verpennt, Rückflug versaut. Ist sanfte Geräusch im Handy im Hindergrund deshalb zu hören, weil sich einer oder eine das Grinsen aus dem Gesicht wischt? Der sozusagen geschenkte Tage führ uns nach vier Stunden Boot durch die Schären zur Insel Utö. Zwei Stunden stramm durch den Wald marschiert, Utö bedankt sich mit den letzten Walderdbeeren und den ersten Blabeeren, wieder mit dem kleinen Kringel oben drüber, kein Tippfehler. Und vier Stunden wieder zurück – langer Mittwommernachtspaziergang.
Ärgern, oder Augen zu oder auf und durch. Am Nullzweiten Juli kriegen wir dank des einzigen Hilfsbereiten im Flughafen Arlanda; Umsteiger in Istanbul, zu kurz für diese Stadt Istanbul, weiter nicht nach Antalya sondern direkt nach Gazıpaşa nach freundlichen acht Stunden. Strahlen: auf dem Tresen eines Hungerverhinderers steht, dekorativ beleuchtet, ein Suppentopf. Die Stockholmer sind vermutlich Suppenverhinderer und dann dieser Topf, Mit Mercimek Çorbası drin! Ahhhh! Nur noch sieben Stunden.
Katzekatze erlaubt meiner Liebsten nur, wenn sie beide darin ihren Platzi im Bette finden, die Hausbesitzerin findet, das zwischen uns keine Briefmarke, eher ein warmer Katzbald die Nacht über bis in den tiefen Morgen verbringen darf. Unsere Mahalle hat uns wieder, alles, das Meiste, wieder gut. Tak tak und hey hey, Stockholm. Komm gut durch diesen Mittsommer!